Als Psychotherapeutin gehört Zuhören selbstverständlich zu meinen Aufgaben. Heute möchte ich ein bisschen was über eine bestimmte Art des Zuhörens erzählen, das aktive Zuhören.
Ein Pionier in der Entwicklung der Gesprächstherapie, Carl Rogers, legte großen Wert auf aktives Zuhören. Er betonte, dass ein wahrhaftiger und einfühlsamer Kommunikationsstil die Basis für erfolgreiche zwischenmenschliche Beziehungen bildet. Rogers verstand, dass das Gefühl, verstanden zu werden, eine heilsame Wirkung auf Menschen haben kann. Er beschrieb die Fähigkeit des Therapeuten, echtes Interesse zu zeigen und ohne Vorurteile zuzuhören, als „bedingungslose positive Wertschätzung“.
In unserem hektischen Alltag scheint es oft, als ob wir ständig miteinander reden, ohne wirklich zuzuhören. Es gibt viel Blabla, aber leider entsteht oft der Eindruck, dass das Gegenüber kein Interesse am Gesagten hat. „Hab ich nicht mitbekommen…“
Die Kunst des aktiven Zuhörens ist eine wertvolle Fähigkeit, die unsere Beziehungen bereichern und unser Verständnis für andere vertiefen kann. Deshalb erzähle ich heute, warum aktives Zuhören so wichtig ist und wie diese Fähigkeit gezielt entwickelt werden kann.
Warum ist aktives Zuhören wichtig?
Aktives Zuhören geht über bloßes Hören hinaus. Es bedeutet, sich bewusst auf das Gesagte einer anderen Person einzulassen und ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse zu respektieren. Lassen Sie den Satz ruhig erstmal sacken, denn auch beim Lesen, können Sie aktives Zuhören schon üben. Lassen Sie sich hier auf mein Geschriebenes ein.
Durch aktives Zuhören signalisierst Sie Wertschätzung und Offenheit, was die Basis für eine bessere Kommunikation schaffen kann. Wenn dies gelingt, kann es zu einer stärkeren Bindung, einem tieferen Verständnis und effektiveren Konfliktlösungen führen. Durch diese Art der Kommunikation kann sich eine Beziehung vertiefen.
Die Grundlagen des Aktiven Zuhörens
Präsenz: Nehmen Sie sich bewusst Zeit für das Gespräch und schaffen Sie eine ruhige Umgebung, in der Sie ungestört sein können. Ein Gespräch „zwischen Tür und Angel“ oder mal eben auf dem Sprung ist nicht dazu geeignet, dem Gegenüber zuzuhören.
- Authentisch sein: Man spürt, ob das Gegenüber wirkliches Interesse hat, oder einfach nur zustimmend nickt, oder? Wenn Sie nicht in der richtigen Stimmung für ein Gespräch sind, dürfen Sie dies sagen: „Ich bin gerade in Eile, können wir das heute Abend besprechen?“ Eine offene, wertschätzende Haltung, die unbedingt ernst gemeint sein muss, ist eine wichtige Voraussetzung.
Augenkontakt und Körpersprache: Gerade in der Kommunikation sind die nonverbalen Zeichen wichtig. Zeigen Sie durch Ihren Blick und Ihre Körpersprache, dass Sie an dem Gespräch interessiert sind. Natürlich können Sie auch zuhören, wenn Sie dabei Ihr Smartphone in der Hand halten, aber eine angenehme Gesprächsatmosphäre sieht anders aus.
Aktive Zuhörtechniken - wie geht es nun?
In eigenen Worten wiederholen (Paraphrasieren): Wiederholen Sie, was die Person gesagt hat. „Du meinst also…“ Dies kann etwas technisch und holperig scheinen. Es zeigt aber nicht nur, dass Sie aufmerksam zuhören, sondern gibt dem Gegenüber auch die Möglichkeit, Missverständnisse zu klären.
Fragen stellen: Stellen Sie offene Fragen. „Was meinst du genau damit?“ „Warum?“ Dies kann das Gespräch vertiefen und die andere Person dazu ermutigen, mehr zu erzählen.
Sprechen Sie Gefühle an: Hören Sie, was zwischen dem Gesagten auf der Gefühlsebene mitschwingt. Gehen Sie auf die Zwischentöne und die versteckten Botschaften ein. „Macht dich das ängstlich?“ „Ich glaube, du bist furchtbar wütend…“
Zusammenfassen: Fassen Sie am Ende des Gesprächs oder nach einem Gedankengang zusammen, was Sie gehört haben. Das zeigt, dass Sie aktiv zugehört haben und die wichtigsten Punkte erfasst haben. Dadurch kann das Gesprächsthema eventuell eine Struktur bekommen, was für die andere Person hilfreich sein kann.
Die Vorteile des Aktiven Zuhörens
- Stärkere Bindung: Aktives Zuhören stärkt Beziehungen, da es das Gefühl vermittelt, wirklich gehört und verstanden zu werden.
- Konfliktlösung: Es erleichtert die Konfliktlösung, indem es Raum für eine offene Kommunikation schafft.
- Empathie: Sie zeigen Empathie und Respekt für die Gedanken und Gefühle der anderen Person.
- Bessere Entscheidungsfindung: Durch das Verstehen der Sichtweise anderer können Sie fundierte Entscheidungen treffen.
Fazit
Aktives Zuhören erfordert Übung, aber die positiven Auswirkungen auf Ihre Beziehungen werden bemerkenswert sein. Denken Sie daran, dass aktives Zuhören nicht nur im therapeutischen Kontext wirksam ist, sondern auch in Ihrem alltäglichen Leben einen großen Unterschied machen kann.
Beginnen Sie damit, bewusst präsent zu sein, wenn Sie mit anderen sprechen. Zeigen Sie Interesse, indem Sie Blickkontakt halten, nonverbale Signale senden und durch kurze Ermutigungen wie „Ich verstehe“ oder „Erzählen Sie mehr“ ermutigen. Warten Sie ab, bevor Sie antworten, um sicherzustellen, dass Ihr Gesprächspartner ausreden kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude beim Üben des aktiven Zuhörens und beim Entdecken der wertvollen Verbindung, die Sie zu anderen aufbauen können.
Sylvia Schmidt - Das bin ich!
Seit über 15 Jahren arbeite ich als Psychologische Psychotherapeutin. Dabei bin ich immer neugierig, zugewandt und offen für mein Gegenüber. Ich liebe meinen Beruf!
Mein Therapieraum ist der Ort, an dem Sie sich wohlfühlen dürfen, an dem geweint und gelacht werden darf. Ich lade Sie ein, Sie selbst zu sein und sich ein zufriedenes Leben zu gestalten.
Dabei begleite ich Sie gern.